Porzellan - Geschichte(n)
Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin
de K o g e n 's Sylvia,
mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.
Liebe Leser und Liebhaber des Wallendorfer Porzellans,
heute möchte ich Ihnen den Wallendorfer Capodimonte Teller präsentieren:
Diesen prachtvollen Teller konnte man vor mehr als 20 Jahren, als die Familie Hillebrand die Wallendorfer Fabrik nach der Wende übernommen hatte, in einem Fachgeschäft für Wallendorfer Porzellan in Berlin als Sonderanfertigung, hier mit dem Monogramm der zu beschenkenden Person, in Auftrag geben.
Der Teller hat jedoch eine viel weiter zurückliegende Geschichte, was man ihm aus meiner Sicht auch ansieht. Der Reliefteller ist ein Stück aus der Serie Capodimonte (siehe Capodimonte Porzellan Italien). Die Capodimonte Artikel sind vor dem zweiten Weltkrieg entstanden und als Exportartikel für Italien gefertigt worden. Wie es scheint, wurde das Relief mit den mythologischen Szenen zur damaligen Zeit auch farblich gestaltet, wie der Teller am Ende der Seite zeigt.
Die Hillebrands haben diesen prächtigen Teller, der eher wie eine ältere Schüssel anmutet, sozusagen aus dem Dornröschenschlaf im Formenarchiv von Wallendorf zu neuem Leben erweckt. Sie wollten mit ihren Vorstellungen von hochwertigen Manufakturporzellan testen, ob man solch einen Teller und andere Gefäße dieser Art auch in moderner Zeit noch verkaufen könnte. Von einer vorhandenen alten Arbeitsform wurden daher einige Exemplare abgeformt und Dekorvorschläge von Gerhard Nußmann erarbeitet, dem wir diese Informationen verdanken.
Versuche zu Hillebrands Zeiten, das Relief im Druckverfahren zu bemalen, führten nicht zum Erfolg. Das Relief in Handarbeit farblich zu dekorieren kam wegen zu hoher Arbeitskosten nicht in Frage.
Daher blieb das figürliche Relief zu Hillebrands Zeiten unbemalt und selbst unglasiert, was m.E. aber gerade den besonderen Reiz des Tellers ausmacht.
Wenn allerdings der vorstehende elegante Wallendorfer Capo-Di-Monte Teller die moderne Antwort auf die schwülstigen farbigen Varianten vergangener Zeiten ist, bin ich mehr denn je stolz auf das Wirken der Wallendorfer Porzelliner.
Die Capo di Monte Marke (das unterglasurblaue N mit Krone darüber) erlangte Weltruhm und so wurden nicht nur die Capodimonte Imitationen sondern auch andere Porzellane für den Export mit der Capodimontemarke gemarkt. Diese Tradition hat sich bis in die Neuzeit fortgesetzt, so dass selbst die Mattfleischfiguren der Wallendorfer Porzellanfabrik auf Wunsch italienischer Auftraggeber bzw. Kunden derart gemarkt wurden.
Ein Teller, farbig gestaltet wie der nachfolgende, befand sich auch im alten Musterzimmer von Wallendorf. Die wenigen Musterstücke der Capodimonte Serie zerstreuten sich in alle Winde, wie so Vieles aus dem Wallendorfer Musterzimmer.
Wallendorfer Capodimonte Porzellan Schale
Farbmuster - handgemalt von Elke Fischer
Wer noch mehr über Capodimonte Porzellan erfahren möchte, den empfehle ich folgenden Beitrag:
https://wiki.edu.vn/wiki17/2021/01/05/capodimonte-porzellan-wikipedia/