Liebe Leser,

der Hinweis, das die beiden Söhne Fritz Sontag und Ernst Sontag nach den USA ausgewandert sind und die weiteren Hinweise aus den Testamentsunterlagen des Ernst Renatus Sontag, dass diese in Chicago lebten und Kaufleute waren, haben mich auf die Idee gebracht, herauszufinden, was für ein Handelsgewerbe diese beiden wohl betrieben haben. Natürlich ist mir gleich der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht das in der Firma Sontag & Söhne gefertigte Porzellan dort in den USA vertrieben haben könnten.

Und... ich habe tatsächlich etwas gefunden:

Es gab demnach im Jahre 1869 in Chicago eine

Firma Hinrichs & Sontag,

die Porzellanwaren (China) und Glaswaren vertrieb. Von den beiden Sontagsbrüdern war es wohl Fritz Sontag im Alter von 23 Jahren, der mit Herrn Hinrichs das Geschäft betrieb. Ernst Sontag, im Jahre 1869 erst 17 Jahre jung, ist sicher erst später seinem Bruder nach Chicago gefolgt.

Es hat sich ein Taufeintrag für Lichte für das Jahr 1862 gefunden, aus dem hervorgeht, dass Paten bei der Geburt des Kindes des Modelleurs Philipp Greiner in Lichte waren: sowohl Friedrich Sontag, der Sohn des Fabrikbesitzers Ernst Sontag in Geiersthal (16 Jahre alt) als auch die Tochter des Fabrikbesitzers Anton Heubach in Lichte, Helma Heubach. Und nun halten Sie sich fest, Helma Heubach ist 1869 im Alter von 20 Jahren ausgewandert. Und so liegt die Vermutung nahe, dass diese zu den Sontags-Söhnen nach Chicago ausgewandert ist. Wurde sie sogar die Frau von Friedrich Sontag?

Im Jahre 1876 (Fritz Sontag war 32 Jahre und Ernst Sontag 26 Jahre jung) war Ernst Sontag dann jedenfalls Mitinhaber der

Firma Sontag & Co. in Chicago.

Den neuen Testamentsunterlagen des Ernst Renatus Sontag zufolge hat das Unternehmen in Chicago und namentlich Fritz Sontag um 1877 Verluste erlitten, die das Vermögen der Firma Sontag & Söhne in Geiersthal geschmälert haben.

Fritz Sontag war mit einer Tochter des Deutsch-Amerikaners, Dichters und Apothekers in Chicago, Emil Dietzsch, verheiratet, wie ich dem Buch entnommen habe, das ich gerade lese.

Inzwischen habe ich auch Hinweise gefunden, dass Fritz Sontag in Chicago auch Bier gebraut bzw. vertrieben hat. Er war der Chicagoer Manager für die Firma Anheuser-Busch in Chicago und daher in allen Saloons dieser Stadt gut bekannt. Es gab auch eine Gesellschaft Fritz Sontag Excelsior Lager Bier.

Das es sich tatsächlich um unseren Fritz Sontag handelt, habe ich einem Artikel in einer amerikanischen Zeitschrift aus dem Jahre 1906 entnommen, in dem davon berichtet wird, das Major Fritz Sontag im Grand Pacific Hotel Chicago anlässlich seines 60. Geburtstages im April geehrt wurde, was eigentlich im Februar erfolgen sollte (sein Geburtstag ist der 19.02.1846 gewesen).

Fritz Sontag ist am 17.12.1907 in Chicago verstorben. Er war ein hochgeachteter deutscher Geschäftsmann in Chicago.

Als weitere Personen mit dem Namen Sontag werden genannt: Charles Sontag, Henry Sontag, John Sontag und Samuel Sontag mit eigener Adresse, so dass es nicht Kinder von Fritz Sontag sein können.

In der dritten Fundstelle, dem Augsburger Sonntagsblatt von 1871 wird berichtet, wie die Deutschen in Chicago gelebt haben:

"Unsere 80.000,00 deutschen Landsleute bildeten in Chicago fast eine große Colonie für sich: in der Nordstadt. Hier gab es deutsche Kirchen, deutsche Schulen, deutsche Theater, deutsche Casinos, deutsche Zeitungen, Musik-, Turn-, Lese- und natürlich auch Bierhallen mit deutscher Küche und deutscher Gemüthlichkeit, und hin und wieder auch echten deutschen Prügeln. Hier konnte man wochenlang leben ohne ein einziges Wort Englisch zu hören. - Hier konnte man, ausruhend von dem amerikanischen Treiben, Hasten und Uerberstürzen - sich nach Deutschland zurückträumen..." Lesen sie doch mal weiter, es lohnt sich!

Wie es überhaupt zur Besiedlung Chicagos durch Deutsche gekommen ist, ist eine gute Frage, mit der ich mich bald beschäftigen werde, um Ihnen dann davon zu berichten.

Hier schön einmal ein erster Hinweis: Im Jahre 1804 veranlasste die Bundesregierung die Erbauung des Fort Dearborn zum Schutze der Weißen, die mit den Indianern des Nordwestens Tauschhandel betrieben.... 

Nun, das war es erst einmal, was ich herausgefunden habe.

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