Porzellan aus Reichmannsdorf

Porzellanfabrik  - Steinbrenner & Co. - Carl Scheidig -  Porzellanfigurenwerk Gräfenthal

Hermann Leube - Leube & Co. OHG

Porzellanfabrik  - Steinbrenner & Co. - Carl Scheidig -  Porzellanfigurenwerk Gräfenthal

 

Liebe Leser,

 

heute möchte ich Ihnen über die Porzellanfabriken in Reichmannsdorf berichten. 

Der Ort Reichmannsdorf liegt ganz in der Nähe meines Heimatortes Lichte. Ich bin dort auf den Mann meiner Träume getroffen und auf diese Weise für immer mit dem Ort verbunden, in dem wir auch an Wochenenden mit unserer Tochter gewohnt haben.

   

Nach vielen Jahren verordneten Schweigens habe ich einmal ganz unerwartet ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art erhalten - ein Bericht aus der Porzellanfabrik Reichmannsdorf, den ich Ihnen, liebe Leser, nicht länger vorenthalten möchte: 

 

"...Doch ich möchte Dir wenigstens noch Dein Geburtstagsgeschenk zukommen lassen.

 

So, das sind meine Erinnerungen:
Ich war als Kind oft in der Fabrik bei Oma und Tante.
Aus heutiger Sicht finde ich es Wahnsinn, wie altertümlich in Reichmannsdorf bis zum Schluss produziert wurde. Es gab bis auf die Massenmühle, das Rührwerk für Glasur und Schlicker, den umlaufenden Aufzug für die Planken, auf denen die Figuren standen und die Hubwagen, eigentlich keine Maschinen. Es wurde alles in Handarbeit gemacht.
Es gab die "Former" (keine Ahnung, ob man die so bezeichnet hat), die die Gipsformen für den Guss der Figuren hergestellt haben. Die Gießer, wie meine Oma oder Tante, haben die Figuren gegossen, und die Einzelteile zusammengesetzt. Ein Hirsch bestand aus dem Körper, den Beinen, dem Geweih und dem Sockel. Das alles musste kurz nach dem Gießen in weichem Zustand zusammengesetzt werden. Dann wurde nach einem Tag Trockenzeit der Grad, der beim Gießen entsteht, von den Figuren entfernt. 
Manchmal durfte ich mithelfen und Figuren "putzen", d.h. den Grad der durch das Gießen entsteht von den Figuren entfernen. Man musste ganz schön feinfühlig sein, um keine Figur kaputt zu machen.
Die Spitzenfiguren wurden in mehreren Arbeitsschritten hergestellt. Zuerst die Rohfigur, wie alle anderen auch. Dann wurde die Spitze in Porzellanmasse getaucht und in mehreren Lagen faltig auf die Figuren aufgelegt. Dabei kam es darauf an, die Falten gleichmäßig zu legen. Beim Brennen verbrennt dann der Stoff und es bleibt das Porzellan in der Form der Spritze übrig. Echte Kunstwerke - da habe ich früher stundenlang zugesehen.
In der mittleren Etage war die Malerei und die Glasur. Es gab dort auch Porzellanmaler. Nur hatten die schon in den 60ziger Jahren das System des "Airbrusch" genutzt. Die Gesichter wurden herkömmlich bemalt. Doch die Farbe auf den Flächen wurde gesprüht. Ich habe damals als Kind oft daneben gestanden und mit großem Interesse zugesehen. Es gehört eine große Geschicklichkeit dazu, dass alle Figuren gleich aussehen.
Auf den über 2 Meter langen Planken wurden die Figuren dann zum Fahrstuhl getragen. Für Frauen eine viel zu schwere Arbeit. Das alles war in der oberen Etage.
Hier war auch die Glühe. Ich weiß nicht mehr genau, wozu diese genutzt wurde. Es ist jedenfalls der Teil oberhalb des Brennofens. Beim Brennen wurden hier die bemalten, oder glasierten Figuren bei etwa 700 °C "vorgeglüht".
 
Im Erdgeschoß ist der Brennofen, wo alles bei etwa 1100° gebrannt wurde. Ich bin auch mit dem Hubwagen um den Ofen gefahren.
Die Figuren wurden in Schamottekapseln gestellt. Die Kapseln wurden dann per Hand im Ringofen aufgestapelt. Dann wurde die Ofentür zugemauert. Am Donnerstag Morgen wurde der Ofen angeheizt und in der Nacht zum Freitag war der "Brand", das scharfe Schüren. Das heißt, es wurde so lange geheizt, bis die richtige Temperatur im Ofen erreicht war. Das konnte über ein Sichtloch mittels "Schmelzkegeln", die im Ofen aufgestellt waren, kontrolliert werden. Es gab drei Kegel. Wenn der 3. Kegel zu schmelzen begann, wurde das Feuer zurückgefahren, und der Ofen konnte über das Wochenende abkühlen. Eine riesen Plackerei. Hier haben Opa und Onkel C. gearbeitet. Sie mussten alle Kohlen bzw. den Koks mit der Schubkarre von draußen rein fahren und über die acht Einfülllöcher des Ofens in die Feuerkammer füllen. Das waren pro Brennvorgang mehrere Tonnen.
Am Montag, oder Dienstag (weiß ich nicht mehr genau), wurde die Ofentür wieder

aufgebrochen. Im Ofen waren noch etwa 70 bis 90° und es war unheimlich warm im Brennraum. Dann wurden die Kapsel herausgetragen und die Figuren heraus genommen. Einige Teile mussten noch einmal in die Malerei. Um Aufglasurmalereien (ich glaube die Goldsachen) zu machen. Der Rest ging direkt in die Packerei neben dem Brennraum.

 

Hinter dem Brennraum war die Massenmühle. Diese wurde noch bis zum Schluss mit einem Transmissionsriemen angetrieben. Früher gab es hier wohl eine Dampfmaschine. Ich kenne aber nur den großen E- Motor. 
 
Insgesamt war es eine ziemlich schwere Arbeit, eigentlich bis zum Schluss fast genau wie vor hundert Jahren. Aus heutiger Sicht unfassbar.
Wie besprochen hier einige Bilder aus dem Porzellanmuseum in Reichmannsdorf. Solche und noch andere Figuren wurden in Reichmannsdorf hergestellt. Es waren Hunde, Katzen, Tauben und andere Vögel, Hirsche, Pferde und natürlich Engel in allen Formen, die Spitzenfiguren und Tänzerinnen nicht zu vergessen. Die Kutschen wurden glaube ich in Gräfenthal hergestellt und Reichmannsdorf gehörte ja zuletzt zu Gräfenthal, vorher aber auch zu Lichte."
 

So oder so ähnlich, liebe Leser, waren wir von Kindes Beinen an mit der Porzellanherstellung in unseren Heimatorten verbunden. 

 

Nachfolgend einige Porzellanstücke aus der Porzellanfabrik Reichmannsdorf (1896: Steinbrenner & Co. - 1925: Betriebsteil von Carl Scheidig Gräfenthal - 1972: VEB Porzellanfabrik Reichmannsdorf - 1976 VEB Porzellanfigurenwerk Gräfenthal).

 

Gemarkt wurden die Porzellane von 1902-1945 mit den Buchstaben PR und Krone.

Hermann Leube - Leube & Co. OHG

In den Rudolstädter Heimatheften wurde in 3 Folgen zum Ende des Jahres 2016 die Geschichte der Porzellanfabrik Leube & Co. OHG, Reichmannsdorf, der ältesten der beiden Porzellanfabriken am Orte, ausführlich dargestellt. Die Enkelin des Firmengründers hat das Firmenarchiv für die Leser des Heimatheftes geöffnet. Nun, dann besorgen Sie sich schnellstens die Heimathefte, wenn Sie Genaueres über die Geschichte dieser Porzellanfabrik wissen möchten.

 

Soviel kann ich schon für den Anfang sagen. Die Fabrik wurde um 1881 gegründet und bestand als offene Handelsgesellschaft trotz aller Schwierigkeiten in privater Hand bis zum Jahre 1965, als die Firmenleitung aufgrund der personellen und wirtschaftlichen Lage beschloss, die Firma zu schließen. Von dieser Firma sind heute keine Gebäude mehr vorhanden.

 

Im Jahre 1896 gesellte sich eine zweite Porzellanfabrik in Reichmannsdorf zur Leubeschen Firma dazu, die Firma "Steinbrenner & Co.". Inhaber waren die Kaufleute Emil Steinbrenner, Köln und Julius Steinbrenner, Reichmannsdorf. 1911 kam noch ein weiterer Gesellschafter zu dieser OHG hinzu, Otto Eschrich aus Reichmannsdorf.

 

Diese Fabrik wurde 1925 von Carl Scheidig aus Gräfenthal erworben. Dieser hatte dort im Jahre 1906 eine Porzellanfabrik gegründet und trotz der bestehenden Konkurrenz durch die Firmen Weiß, Kühnert & Co., Unger, Schneider & Co. sowie Leube & Co. erfolgreich gewirtschaftet, so dass er die Fabrik in Reichmannsdorf erwerben konnte. Carl Scheidig's Portrait, das seiner Frau, seines Sohnes und dessen Frau, auf Porzellanplatte gemalt von unserem berühmtesten Lichtener, Louis Scherf, können Sie im Museum "Ctto Ludwig" in Eisfeld bewundern. Wer noch nie ein Portrait auf Porzellanplatte gesehen hat, sollte das unbedingt nachholen. Es ist unbeschreiblich... Und nun, direkt aus dem Museum Eisfeld eingeflogen, die Gemälde der Scheidig's hier auf der Webseite.

 

 

Von 1976 an wurden die Fabriken zum VEB Porzellanfigurenwerk Gräfenthal zusammengelegt und wie schon der Name vermuten lässt, wurden dort hauptsächlich Figuren hergestellt. 

 

Das in der Porzellanfabrik Reichmannsdorf (ehemals Scheidig) eingerichtete Museum kann man jetzt leider nicht mehr besichtigen.

 

Das war 's von Ihrer Porzellanreporterin

 

Glashütte Sophienthal bei Reichmnnsdorf

 

Bevor Wilhelm Heinrich Immanuel Greiner, der fünfte Sohn von Johann Georg Greiner und der Hanna Christiane Dorothea Korn aus Reichmannsdorf, dieser wiederum Sohn von Johann Stephan Greiner (der "alte Schulz") aus Lauscha, dem Mitbegründer der Glashütte in Glücksthal, einem Ort in der Nähe der Rennsteigbaude in Neuhaus, der heute als Ort nicht mehr besteht, die Porzellanfabrik in Tettau gründete, war er auch Geschäftsführer der Porzellanfabrik Kloster Veilsdorf.

 

Aber noch vor dieser Zeit hat er mit seinem Bruder Balthasar die von seinem Vater Johann Georg Greiner gegründete Glashütte Sophienthal bei Reichmannsdorf geleitet. Und über diese Glashütte Sophienthal bei Reichmannsdorf möchte ich ausführlicher berichten.

 

Sophienthal, 1/4 Stunde von Reichmannsdorf entfernt, im oberen Schlagegrund, zwischen Pfaffenberg, Katzengkegeln und dem Venusberg, war ehedem ein Goldpochwerk nebst Wäsche, als noch die Goldbergwerke im Goldberge oberhalb von Reichmannsdorf gangbar waren.

 

Im Jahre 1768 wurde hier eine Glashütte eingerichtet und dem Commerzienrath Greiner zu Glücksthal als Bergamtslehen erblich eingeräumt. Eine Quelle nennt einen Vertrag vom 27.07.1769. Das Bergamtslehen gehörte zum Herzoglichen Bergamte Gräfenthal und ist Bergamtslehen geblieben. Die von Johann Georg Greiner gegründete Glashütte Sophienthal wurde zunächst von ihm und dann von seinem Sohn Wilhelm Heinrich Immanuel Greiner und seinem Sohn Balthasar Greiner geleitet. Als Johann Georg Greiner 1742 Hanna Christiana Dorothea Korn aus und in Reichmannsdorf geheiratet hat, wird er als Glasmacher in Lauscha bezeichnet, sein Vater Johann Stephan Greiner als der Glashütten Lauscha, Ernsthal und Glücksthal Herr.

 

Als Wilhelm Heinrich Emmanuel Greiner am 25.11.1773 in Lauscha Johanna Catharina Margaretha Heuäcker heiratet, wird er als Kauf- und Handelsmann sowie Glasmeister auf Sophienthal bezeichnet. Sein Vater ist zu diesem Zeitpunkt noch Glas- und Hüttenmeister auf Sophienhal (wie auch auf Glücksthal und OberAlsbach).

 

Als 1775 in Reichmannsdorf Wilhelm Heinrich Emmanuel Greiners Sohn zur Welt kam, wird er als Glas- und Hüttenherr auf der Glashütte Anda??tenthal (diese Bezeichnung ist unklar, hieß die Glashütte anfangs anders?) und geliebter Einwohner allhier (in Reichmannsdorf) bezeichnet. Seine Frau ist Johanna Catharina Margaretha Heuäcker. Als Pate wird der Vater Johann Georg Greiner als Fürstlich Schwarzb. Rudolst. Hof-Agent sowie Guts- und Hüttenherr in Glücksthal bezeichnet. Als Patin ist des Johann Peter Heinrich Heuäckers, Erblehn- und Gerichtsherr sowie Hammermeister in Katzhütte Ehefrau anwesend, dies war Anna Maria Hammann.

 

Als am 14.11.1776 eine Tochter von Wilhelm Heinrich Emmanuel Greiner zur Welt kommt, wird er bereits als Mitbesitzer der Tafelhütte in Sophiental bezeichnet. 

 

Die Glashütte ging nach ca. 20 Jahren des Betriebes in den Jahren 1787/1788 in Konkurs. 1789 war das Werk nicht mehr in Betrieb. Der Ort wurde teils Glashütte, meist aber Sophienthal genannt. Es bestand aus einer Glashütte und einem Wohnhaus mit 7 Einwohnern. Zu dieser Glashütte gehörte nichts weiter als der daran gelegene Wiesenplatz, der zum Heumachen diente. 

 

1790 lag das Werk noch darnieder. Zwischen 1791 und 1796 ging die Glashütte durch Verkauf von der Familie Greiner an den Glasmacher Johann Markus Kühnlenz zu Sophiental über, der sie später seinen Söhnen übergab. Die Glashütte wurde in eine Glasperlenfabrik umgewandelt. 

 

1844 wurde in Sophienthal eine Glasperlenfabrik betrieben. Sophienthal gehörte zur Gemeinde, Schule und Kirche von Reichmannsdorf und bestand 1844 aus einem bewohnten Haus mit 10 Einwohnern. 1853 waren zwei Wohnhäuser, drei Familien und 15 Einwohner verzeichnet. Im Jahre 1861 besteht Sophienthal auch aus zwei Häusern.

 

hier geht es bald weiter