Liebe Leser,
wie ich anhand der Gräfenthaler Schönheiten, Mädchen und Liebespaare (siehe meine beiden blogs) und der Untersuchung der Bodenmarken herausgefunden habe, war die oben gezeigte rechte Marke (Adlermarke), wie sie noch der Katalog von 1955 ausweist, nicht die zuletzt verwendete Bodenmarke der Porzellanfabrik Carl Scheidig. Im Jahre 1955 lagen die Modellnummern bei etwa 10.000.
Die Figuren, die zunächst mit der Adlermarke und dem Zusatz foreign und auch mit einer Namensbezeichnung für die Dame ins Ausland geliefert wurden, bekamen auch mal eine alte Krone mit einem S darunter. Da lagen die Modellnummern etwa bei 11.350. Später dann hatten die Figuren eine neue Krone mit einem S für Scheidig darunter. Der Modelleur, der bei Carl Scheidig eingestellt war und der Modelleur all dieser Figuren zu sein scheint, war unser Werner Winkler.
Diese Figuren und auch alle von Werner Winkler später modellierten Figuren dieser Art wurden dann wohl auch weiter mit der S-Kronenmarke für das Ausland hergestellt, auch über die Eingliederung der Firma Carl Scheidig in das Gräfenthaler Porzellanfigurenwerk hinaus. Auch nach der Wende wurden diese Figuren mit der S-Kronenmarke und dem Zusatz Gräfenthal und Germany neu aufgelegt.
Der vorstehenden Seite ist zu entnehmen, dass zu der Zeit, als der Betrieb VEB Gräfenthaler Porzellanfigurenwerk hieß (ab 1972), die Modellnummern von ehemals Carl Scheidig bei 12222 lagen und auch die Marke der Krone mit der Jahreszahl 1877 (die abgewandelte Wagner-und-Apel-Marke) verwendet wurde.
Bilder des Monats
In der Hoffnung, dass es sich hierbei um Schlittenkinder der Firma Gebrüder Heubach - Junge und Mädchen auf Schlitten - handelt, habe ich diese kleinen Figuren erworben. Sichtbar gemarkt sind die Figuren nicht. Die deutlich geprägte Modellnummer ist die 2441.
Aber weit gefehlt oder doch nicht soweit...Auf die Idee zu kommen, in den alten Katalog von Carl Scheidig zu schauen, ist schon ein Glücksfall und dann auch noch fündig zu werden - ist pures Glück. Die beiden Figuren wurden bei Carl Scheidig in Gräfenthal hergestellt.
Die Porzellanfabrik Carl Scheidig wurde 1906 in Gräfenthal gegründet. Ihr war von Anfang an Erfolg beschieden; sie stellte bereits 1906 zur Leipziger Messe aus und erhielt gute Aufträge im Inland und Ausland.
Das Produktionsprogramm umfaßte:
Einzel-Figuren, Figuren-Gruppen, Tiere aller Art, Tiergruppen, Leuchter, Lampen, Buchstützen, Rauchverzehrer, Devotionalien, Weihkessel.
Carl Scheidig hatte trotz der bestehenden Konkurrenz durch die Firmen Weiß, Kühnert & Co., Unger, Schneider & Co. sowie Leube & Co. erfolgreich gewirtschaftet, so dass er im Jahre 1925 die Porzellanfabrik in Reichmannsdorf (siehe dort) erwerben konnte.
Im Jahre 1955 umfasste die Kollektion ca. 10.000 Modelle.
Ab dem Jahre 1972 wurde als VEB Porzellanfigurenwerk Gräfenthal firmiert. Das alte Warenzeichen wurde 1976 zurückgezogen.
Vorstehend können Sie die Inhaber der Porzellanfabrik sehen, es handelt sich um Bildnismalerei auf Porzellanplatte in einzigartiger Qualität. Diese Gemälde auf Porzellan verdanken wir der Sammlung im Museum Eisfeld. Die dortige Ausstellung sollten Sie sich als Liebhaber unbedingt ansehen.
Ich hoffe, ich konnte mit dieser kleinen Auswahl an Fotos dem Leser weiterhelfen, der im Besitz eines unteren Fragmentes einer Figur ist und dieses gern einer Figur zuordnen möchte.
Dabei sei noch angemerkt, dass die in den Boden des Porzellans eingepresste, oft kaum sichtbare, Nummer die Modellnummer ist, die in den Katalogen unter oder neben der jeweiligen Figur vermerkt ist. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich immer mal wieder alle bei ebay angebotenen Figuren von Carl Scheidig Gräfenthal anzuschauen.
Das war es erst einmal zu dieser Firma.
Ihre Frau Dietrich