Aus aktuellem Anlass erhalten Sie eine Mitschrift des oben gezeigten Artikels aus Keramdesign 1982:
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Gottfried Stöhr
Industrieformgestalter-Ingenieur
Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR
Gottfried Stöhrs künstlerischer Leitsatz, "...bewährte Tradition fortsetzen, das Beste vom Neuen verfolgen und durchsetzen..." ist geformt von Erkenntnis und Erfahrung, die er in der Zierporzellanindustrie Thüringens gewinnen konnte. Auf der einen Seite steht eine über zweihundertjährige Tradition Thüringer Porzellankunst, auf der anderen Seite verlangt die Gegenwart auch beim Porzellan den ihr gemäßen künstlerischen Ausdruck. Gottfried Stöhr möchte beide Seiten verbinden, indem er bewahrt und gleichsam versucht, Porzellan als Werkstoff gestalterisch "neu" zu entdecken. Darin sieht er den progressiven Sinn seines Schaffens.
Gottfried Stöhr wurde am 21.09.1932 in Markneukirchen/Vogtland geboren. Im Betrieb "Präwema" Markneukirchen, erfolgte von 1947 bis 1950 die Ausbildung zum Stahlgraveur. 1952 delegierte ihn der Betrieb zum Studium an die Fachschule für angewandte Kunst in Leipzig. 1956 erhielt er ein Abschlusszeugnis der Fachklasse Plastik, das ihn als Bildhauer auswies. Von 1960 bis 1965 studierte er an der Ingenieurschule für Keramik in Hermsdorf/Thüringen extern. 1965 beendete er das Studium als Ingenieur der feinkeramischen Industrie. In der Wallendorfer Porzellanfabrik entwickelte er sich vom Kleinplastiker zum Formgestalter für keramische Erzeugnisse. Dabei lernte er viel über Porzellan. Das führte natürlich zu einer immer besseren Beherrschung des Materials und zu ersten Erfolgen.
Seit 1968 ist Gottfried Stöhr Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR, Sektion Industrieformgestaltung/Kunsthandwerk. Er war einige Jahre in der Sektionsleitung tätig. Seit 1975 ist er Abteilungsleiter der zentralen Gestaltung des VEB Vereinigte Zierporzellanwerke in Lichte/Thüringen.
An folgenden Ausstellungen war Gottfried Stöhr mit seinen Arbeiten beteiligt: ...
Regelmäßig seit 1965 beteiligt sich Gottfried Stöhr an den Kunstausstellungen des Bezirkes Suhl. 1970 und 1974 konnte man seine Arbeiten auf den Kunstausstellungen der DDR in Dresden sehen. Um die Entwicklung von Sportpreisen hat er sich verdienst gemacht. Einige seiner Arbeiten sind von Museen der DDR angekauft worden. Für sein Schaffen wurde Gottfried Stöhr mehrmals geehrt. 1965 erhielt er in Faenza ein Diplom, 1968 die Ehrenurkunde und vierten Preis im keramischen Wettbewerb, 1967 einen Anerkennungspreis im Wettbewerb "Sportpreise und Ehrengaben". Goldmedaillen des Leipziger Messeamtes erhielten u.a. die Zierserien "Filigran" und "Thüringen-Tradition".
Im Verlaufe seiner Entwicklung hatte Gottfried Stöhr mehrere prägende Begegnungen. Der Bildhauer Alfred Thiele und sein Kollege Helmut Chemnitz beeinflussten ihn als seine Dozenten in Leipzig wesentlich. Als ihm wichtige Persönlichkeiten nennt er unter anderen den Bildhauer Prof. Walter Howard, das Gestalterkollektiv der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und Museumsdirektor Helmut Scherf, Eisenach, ein Spezialist für Thüringer Porzellan. Seine künstlerischen Vorbilder sind die Kollegen des genannten Meißner Teams.
In den nächsten Jahren will sich Gottfried Stöhr der weiteren Entwicklung von Ensembles widmen. Er setzt sich dafür die Schwerpunkte: das Fortführen der Thüringer Porzellantradition, das Experimentieren mit Porzellan sowie das flexible Reagieren auf Marktsituationen. Gemeinsam mit Dekorgestalter Gerhard Nußmann wurde er vom Büro für architekturbezogene Kunst" beauftragt, an der Innenraumgestaltung von Erholungsheimen und Ferienobjekten mitzuwirken.
In seiner Freizeit modelliert er gern und entwirft künstlerische Wandgestaltungen."
Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin
de K o g e n 's Sylvia,
mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.
Liebe Leser und Liebhaber
des Wallendorfer Porzellans,
eine Ausstellung von Wallendorfer Porzellanen, eine Ausstellung gegen das Vergessen und für eine Würdigung der DDR-Kultur, für deren Integration in das Leben unseres gemeinsamen deutschen Staates ist nun zu Ende gegangen
Ich hoffe, Sie haben diese einmalige Chance ergriffen, diese repräsentative Sammlung von Wallendorfer Porzellanen zu genießen und einen Querschnitt des Schaffens von Gottfried Stöhr zu erleben.
"Vergessenes DDR Design -
Die Wallendorfer Porzellane
von Gottfried Stöhr"
Die Ausstellung fand vom
17. April bis Ende November 2022
im Schlossmuseum in Eisfeld statt.
Die Ausstellung war für alle Besucher ein unvergessliches Erlebnis inmitten von Porzellanen, die den Kennern unter uns für immer unvergessen bleiben.
Nach Einschätzung des Museumsleiters Herrn Haine war es auch der gut besuchten Sonderausstellung zu verdanken, dass das Eisfelder Museum in diesem Jahr vergleichsweise gut über die Runden gekommen ist und dies ungeachtet von Corona, Energiekrise und schwindendem Kulturinteresse in Zeiten der Inflation.
Daher sei allen engagierten Besuchern, Gästen und Mitstreitern aufrichtig und herzlich gedankt!
Gottfried Stöhr wurde am 21.09.1932 in Markneukirchen geboren, wo er nach Schulabschluss eine Ausbildung zum Stahlgraveur absolvierte. Im Alter von zwanzig Jahren nahm er eine
4-jährige Ausbildung als Bildhauer an der "Fachschule für angewandte Kunst" in Leipzig auf und schloss diese im Jahre 1956 ab.
Von 1956 an arbeitete Gottfried Stöhr als Formgestalter und Modelleur für die Wallendorfer Porzellanfabrik. Neben dieser Tätigkeit absolvierte er ein externes Studium an der Ingenieurschule für Keramik in Hermsdorf, das er als Keram-Ingenieur abschloss,.
Als der "VEB Vereinigte Zierporzellanwerke Lichte" durch Zusammenlegung von diversen Porzellanfabriken gegründet wurde, und auch die Wallendorfer Fabrik als Betriebsteil 3 eingegliedert wurde, ernannte man Gottfried Stöhr 1975 zum Leiter der Zentralen Gestaltung.
Von 1989 an wirkte er dann noch bis zum Ende seines Arbeitslebens im Jahre 1996 als Chefdesigner für die wieder eigenständige Wallendorfer Porzellanmanufaktur.
Vorstehend und nachfolgend können Sie eine Schale von Gottfried Stöhr bewundern, die den Namen "Wellen" erhalten hat.
Bei den nachfolgenden Porzellanen handelt er sich um Modelle von Gottfried Stöhr und zwar jene, für die er seinerzeit mit der Goldmedaille auf der Leipziger Messe ausgezeichnet wurde (siehe obiger Zeitungsartikel). Diese Porzellane wurden, wie wir sehen , dann nicht in Wallendorf oder Lichte, sondern in Unterweißbach hergestellt. Das Dekor ist dasjenige der blauen Rose von Gerhard Nußmann.
Über das Wirken von Gottfried Stöhr können Sie auf vielen meiner Seiten, insbesondere auf den Seiten Wallendorfer Sortiment und Künstlermodelle Gefäße etwas erfahren.
Hier sollen nun, wie auf meiner Seite über die Künstlermodelle ortsansässiger Künstler ausgeführt, die von Gottfried Stöhr modellierten Gefässe der Wallendorfer Moderne explizit aufgeführt werden; insbesondere jene, die auch auf den
Ausstellungen in der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle 1966 im Kunstgewerbemuseum Köpenick im Schloß Köpenick im Frühjahr 1967 ausgestellt wurden.
Gottfried Stöhr
1963: Dosen weiß glasiert
9 cm hoch und 8 cm Durchmesser mit Relief nach Traudel Köhler,
9 cm hoch und 10,5 cm Durchmesser mit Dekor Sportpreis
Gottfried Stöhr
1964: Jubiläumsschale - 200 Jahre Wallendorfer Porzellan - weiß glasiert mit umlaufendem Relief "Die Herstellung des Porzellans", Purpur- und Golddekor, Handmalerei,
8,5 cm hoch und 21 cm Durchmesser
Gottfried Stöhr
1964: Bodenvase
weiß glasiert und reliefiert, 62 cm hoch
Gottfried Stöhr
1964: Bodenvase
weiß glasiert und reliefiert, 100 cm hoch
Gottfried Stöhr
1964: Bodenvase weiß glasiert,
100 cm hoch mit Chemierelief,
100 cm hoch mit abstraktem Relief
Gottfried Stöhr
1965: Vase weiß glasiert mit Negativrelief
33,5 cm hoch mit Dekor Sportpreis
Gottfried Stöhr
1965: Menage 4teilig, weiß glasiert
17,5 cm hoch in Holzständer mit Metallgriff
Gottfried Stöhr
1965: Serie Sanssouci
Reliefdekor,
Purpur- und Golddekor von Heinz Werner, Handmalerei, große Schale 6,5 cm hoch und 18 cm Durchmesser,
1966: Purpurdekor von Heinz Werner, kleine Vase 4,5 cm hoch
1965: Purpurdekor von Gerhard Nußmann, kleine Schale 4cm hoch, 10 cm Durchmesser,
weiß glasiert, Dose 7 cm hoch
Gottfried Stöhr
1965: Vasen, Leuchter, Dose, weiß glasiert
Vase, 22 cm und 18 cm hoch,
Leuchter, 15,5 cm und 20 cm hoch,
Dose mit Holzdeckel, 10 cm hoch
1965: Golddekor, Gerhard Nußmann, Handmalerei
Werksmodelle
1965: Dosen mit Holzdeckel, weiß glasiert, 10 cm hoch und 4.5 cm hoch.
Fotos von diesen Porzellanen finden sich überall auf meiner Webseite, soweit ich Exemplare ausfindig machen konnte.
Das Wirken des Modelleurs und Formgestalters Gottfried Stöhr war eng mit dem des Dekorgestalters Gerhard Nußmann verbunden, der ein Jahr nach Gottfried Stöhr seine Tätigkeit in der Wallendorfer Porzellanfabrik aufnahm. Die beiden Thüringer Gestalter bereicherten das Thüringer Porzellan nachhaltig und haben es dabei stets verstanden thüringenspezifische Produkte zu entwickeln. Sie blieben der Tradition des alten Thüringer Porzellans treu, entwickelten jedoch auf der Grundlage der bewährten Traditionen auch moderne zeitgemäße Formen und Dekore. Ihre Tätigkeit für die Wallendorfer Porzellanmanufaktur endete für Gottfried Stöhr mit dem Jahre 1996 und für Gerhard Nußmann im Jahre 2004.
Liebe Leser,
heute habe ich etwas ganz Besonderes für Sie:
Kohlezeichnungen aus dem Nachlass von Gottfried Stöhr aus dem Jahre 1955/1956. Diese sind sicherlich im Rahmen seines Studiums an der Fachschule für Angewandte Kunst in Leipzig entstanden, das er als Bildhauer in der Fachklasse Plastik abschloss.