Standort der Malerei Haag

Auf der Suche nach dem Standort der Malerei

Die Haag 'sche Porzellanfabrik in Lichte

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Haag 'sche Porzellanfabrik in Lichte

Die Haag's Fabrik

 

Liebe Leser,

 

es hat sie tatsächlich gegeben - die Haag'sche Porzellanfabrik in Lichte.

 

Es war Emil Haag, Sohn des Carl Haag und Enkelsohn des Jakob Heinrich Haag, der diese Porzellanfabrik im Jahre 1882 in Lichte gegründet hat.

 

Nachdem ich, auf der Suche nach ganz anderen Dingen, in den letzten Tagen erfahren habe, dass sich in den Archivakten in Rudolstadt der Antrag des Emil Haag auf Neubau einer Porzellanfabrik aus dem Jahre 1882 befindet, konnte kein Zweifel mehr bestehen. Es gab nicht nur die altehrwürdige Malerei Carl Haag's Söhne, sondern auch eine Haag'sche Porzellanfabrik, nämlich die des Emil Haag in Ascherbach in Lichte bei Wallendorf,

die Haag's Fabrik.

 

Bereits im Jahre 1864 hatte Emil Haag die Baugenehmigung für ein stattliches Wohnhaus eingeholt, das er auf einem Bauplatz errichten wollte, der bereits in seinem Eigentum stand. Wo dieses Wohnhaus errichtet wurde, habe ich noch nicht herausgefunden. Diesem Rätsel bin ich nun schon viele Jahre auf der Spur.  Mein Elternhaus ist es, wie ich hoffte, jedenfalls nach den vorliegenden Bauplänen nicht. Es war ja auch die jüngste Töchter des Traugott Haag, Bruder des Emil Haag, die um 1900 dort noch Eigentümerin war. Bei den vielen Kindern, die die Familien damals zählten, hat sicher jede Familie ein eigenes Haus gebraucht.

 

In den Jahren zwischen der Errichtung des Wohnhauses und der Porzellanfabrik war Emil Haag auch nicht untätig, er stellte den Bauantrag für den Bau einer Holzremise (1871), eines Backofens im Mahlmühlengebäude zu Ascherbach (1877) und beantragte die Versetzung einer Wand zum Mahlraum (1880).

 

Daraus geht jetzt natürlich auch zweifelsfrei hervor, dass im Eigentum der Familie Haag eine Mahlmühle im Ascherbach stand (Grundriss anbei).

 

Dies bedeutet aber auch, dass dieser Standort bis 1880 nicht der Standort der Malerei Carl Haags Söhne war und es nährt sich die Hoffnung, dass diese in meinem Elternhaus betrieben wurde. Und zwar in der mittleren, vom Hof aus zugänglichen Etage, die keine

typischen Wohnungen beherberte.

 

 

 

Und nun halten Sie sich fest, liebe Leser. die Porzellanfabrik des Emil Haag in Lichte bei Wallendorf war ein An- und Umbau an der bestehenden Mühle im Ascherbach (Haus im Vordergrund).

 

  

Und da können Sie sie nun sehen:

 

die Porzellanfabrik des Emil Haag,

 

ein wirklich imposanter Bau für seine Zeit.

 

 

Aus dem Adressbuch der Keramischen Industrie von 1883, aus welchem mir von einem Leser  dankenswerter Weise ein Auszug zugegangen ist,  geht hervor , dass im Jahre 1883 die seit 1882 in dieser Form bestehende Porzellanfabrik Emil Haag in Lichte  mit eigener Malerei, in der 50 Arbeiter beschäftigt waren,  bestanden hat und Emil Haag der Inhaber war.

 

So hat Emil Haag also nicht nur die Malerei Carl Haag's Söhne fortgeführt, wie ich bislang glaubte, sondern sogar eine Haag''sche Porzellanfabrik in Lichte unter seinem Namen gegründet.

 

Zu den Fabrikaten der Haag''schen Porzellanfabrik in Lichte zählten 1883:

 

Figuren, insbesondere Biscuit-Figuren, Vasen, Thiere, Leuchter, Kinderservices usw.

 

Die Fabrik hatte Niederlassungen in Berlin , Hamburg und Paris und war auch zur Messe in Leipzig vertreten.

 

 

1885: Zeitschrift für bildende Kunst:

 

Der Fabrikant Emil Haag in Lichte (Thüringen) hat ein Verfahren erfunden, Porzellan mit Wollstaub zu verzieren.

 

Es ist tatsächlich einem ebayer gelungen, die diesbezügliche Patentschrift ausfindig zu machen.

 

Was ist mit der Haag 'schen Porzellanfabrik des Emil Haag geschehen??

 

Bereits im Jahre 1884, das heißt, bereits zwei Jahre nach deren Gründung, scheint diese an die Porzellanfabrik Heubach verkauft worden zu sein, denn er heißt:

 

"Eine wesentliche Vergrößerung erfährt der Betrieb (der Heubachschen Porzellanfabrik) durch den Erwerb der "Haags Fabrik" im Jahre 1884..."

 

Bisher war ich zurückhaltend, denn das Manuskript des Albert Brödel, aus dem der Sohn Wolfgang Brödel 50 Jahre nach dem Tode seines Vaters diesen Satz formte, enthält lediglich die Worte 1883/1884: Haags Fabrik, aber doch in Verbindung mit anderen Erweiterungen und Modernisierungen. Immerhin war es bisher eine Hoffnung ohne zu wissen, ob es sie tatsächlich gegeben hat, die "Haags Fabrik". 

 

Aber nun wissen wir es , es hat sie tatsächlich gegeben - die Haag 'sche Fabrik in Lichte. 

 

 

Vorstehend noch eine Fundstelle aus der hervorgeht, dass der Fabrikant Emil Haag aus Lichte und Therese Deible 1864 eine Offene Handelsgesellschaft unter der Firma "Deible & Haag" mit Sitz in München gegründet haben. 

 

Ausgewandert ist Emil Haag jedenfalls nicht, die Auswanderungen können online eingesehen werden und das habe ich für Sie getan. Nur eine Person aus der Familie Haag ist ausgewandert und das ist die ledige Ottilie Christiane Haag aus Neuhaus und zwar im Jahre 1860..Dafür sind eine ganze Reihe Mitglieder der Familie Heubach ausgewandert.

 

Nun, das waren die Neuigkeiten, die ich Ihnen berichten konnte und ich hoffe, Sie sind genauso glücklich, wie ich es bin...

 

Ihre Porzelline de Dietrich

 

Balduin Haag News

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Das Leben des Porzellan Modelleurs Balduin Haag in neuem Lichte in Ascherbach und Plaue

 

Liebe Leser,

 

über unseren Balduin Haag, 1. Sohn des Friedrich Haag aus der Porzellinerfamilie des Johann Jakob Heinrich Haag in Lichte konnte ich im Jahre 2017 dank der Unterlagen des Johannes Zürner aus Hohenberg an der Eger einen ausführlichen Blog gestalten.

 

Lieber Hannes, es gibt neue Nachrichten über den Vorfahren Deiner Frau und Deiner Sohnes Michael:

 

Schon damals habe ich mich gewundert, wieso die Kinder des Balduin Haag in Plaue in Thüringen geboren wurden, wo er doch in Hohenberg an der Eger bei der Firma Hutschenreuther gearbeitet haben soll, wie es ihm bescheinigt wurde, habe mich jedoch nicht gewagt, meine Vermutung öffentlich zu machen...

 

 

Was ist geschehen??

 

Ein neuer Fund auf der Suche nach etwas Anderen:

 

Der Bauantrag des Balduin Haag für ein Haus auf einem von der Gemeinde noch neu zu erwerbenden Grundstück in Lichte bei Wallendorf im Ascherbach aus dem Jahre 1858 hat sich angefunden. Der Hausbau wurde mit Schreiben vom 14. Mai 1858 vorbehaltlos genehmigt.

 

Dieses Grundstück hat nach meiner Recherche gemäß dem beigefügten Situationsplan heute die Anschrift Waschdorfstraße 18.

 

 

Dies bedeutet aus meiner Sicht Folgendes:

 

Balduin Haag hatte tatsächlich vor, sich in Lichte, seinem Heimatort niederzulassen. Geheiratet hat er 1857 in Hohenberg an der Eger, da seine Frau von dort stammte.

 

Davon zeugt auch der Umstand, dass die Verheiratung auch im Heiratsregister von Lichte dokumentiert wurde, den ich jetzt in 2024 zufällig gebunden habe:

 

Balduin Haag aus Lichte, derzeit in Hohenberg, Junggeselle, Porzellanmaler, des Fritz Haag, Porzellanmalers in Lichte 1. Kind, 1. Sohn, hat Margarete Marie Wagner, des Porzellandrehers Georg Wagner zu Hohenbergs Tochter in Hohenberg geheiratet in 1857. 

 

Und sicher hatte er im Jahre 1857/Anfang 1858 auch seine Tätigkeit bei der Firma Hutschenreuther in Hohenberg bereits aufgegeben. Für eine Arbeitsaufnahme in der Porzellanmalerei der Familie Haag in Lichte im Ascherbach, wo er sich niederlassen wollte, hätte er kein Zeugnis gebraucht.

 

Aber es muss etwas dazwischen gekommen sein. Deshalb hatte er Lorenz Hutschenreuther im Juni 1858 nachträglich gebeten, ein Zeugnis über seine vormalige Tätigkeit in der Porzellanfabrik Hutschenreuther auszustellen. Dies wurde ihm am 28. Juni 1858 bekanntlich von Lorenz Hutschenreuther ausgestellt und dort heißt es deutlich, dass er dort beschäftigt "war".

 

 

Dieses Zeugnis hat er mit Sicherheit dafür gebraucht, sich an der Schierholzschen Porzellanfabrik in Plaue in Thüringen zu bewerben. Denn dort in Plaue sind dann von November 1858 bis 1962/63 seine Kinder Agatha Haag, Bianka Haag, Mathilde Haag und wohl auch Margaretha Haag geboren.

 

In der dortigen Porzellanfabrik könnte er die für diese Porzellanfabrik berühmten Lithophanien (Lichtbilder) hergestellt haben, wie er es in der Porzellanfabrik bei Lorenz Hutschenreuther auch getan hatte.

 

st 

Im Hause Haag-Zeitler-Zürner haben sich noch mindestens 10 weitere Lithophanien-Platten angefunden, vorstehend eine davon.

 

Die dann folgende erste Lampe stammt von C.M Hutschenreuther, die zweite Lampe  von Schierholz Plaue. Die nachfolge kleine Lithophanienplatte aus der Porzellanfabrik Schierholz Plaue  habe ich selbst einmal erworben.

 

 

Erst im Jahre 1868, d.h. zehn Jahre später, beantragte Balduin Haag seine Entlassung aus dem Fürstentum Schwarzburg/Rudolstadt und erhielt das Heimatrecht für Hohenberg an der Eger, was bedeutet, dass er zu diesem Zeitpunkt seine Tätigkeit in Plaue aufgegeben und beschlossen hatte, sich in Hohenberg an der Eger niederzulassen. 

 

 

Und an dieser Stelle geht es wieder mit der bisher bekannten?? Geschichte des Balduin Haag in Hohenberg an der Eger weiter.

 

Hat er das für Lichte im Ascherbach geplante Haus nach den Plänen des Zimmerermeisters Johann Nicol Kirchner aus Rohrbach, für das ja bereits eine Baugenehmigung vorlag, in an die Lage in Hohenberg an der Eger angepasster Form dort erbauen lassen?

 

Darüber kannst wohl nur Du, lieber Hannes, der Du noch in diesem Haus lebst, was ich hoffe und wünsche, urteilen, schaue Dir die Pläne an, was sagst Du?

 

 

Und hat Balduin Haag nach seiner Rückkehr 1868 eigentlich seine Tätigkeit als Modelleur in der Porzellanfabrik von C.M. Hutschenreuther wieder aufgenommen, oder hat er vielleicht ausschließlich sein Fotogeschäft und den Fotoverlag in Hohenberg an der Eger betrieben? Lesen Sie nachfolgend weiter...jetzt in 2024 habe ich auch dafür eine Antwort gefunden.

 

Nachfolgend Nachweise für das von ihm betriebene Foto-Atelier und den Verlag.

Links eine ganze besondere Porzellanplatte mit Signatur: Balduin Haag gemalt von Oskar Dietrich aus Lichte ohne Bodenmarke von Hutschenreuther, so dass ich einmal davon ausgehe, dass diese Porzellanplatte in der Malerei Haag in Lichte gefertigt wurde. 

 

Heute, am 19.05.2024, stelle ich noch folgende neuen Informationen ein:

 

Am 21.04.1866 kommt in Hohenberg Balduin Haags Sohn Carl Hermann Friedrich Haag, sein 6. Kind und 2. Sohn zur Welt. Die Familie war also wieder zurück in Hohenberg an der Eger. Als Balduins Wirkungsorte als Modelleur werden allerdings Selb, Rehau und Hohenberg genannt. Als Pate zugegen war der Modelleur Karl Haag aus Lichte. Die Verbindung zu den Haags in Lichte hat demnach noch bestanden.

 

Am 03.12.1867 wird die Tochter Hedwig Christiana Emilie Wilhelmine Elise Haag geboren. Balduin Haag ist Modelleur in Hohenberg und wohnt im Haus Nr. 1. Als Patin ist Hedwig Haag aus Lichte gekommen. Auch die Fabrikbesitzerstochter Emilie Hutschenreuther war zugegen, ebenso Wilhelm Haag und Fritz Dornkäfer als Buntmaler der hießigen (Hohenbergschen) Porzellanfabrik waren Paten.

 

Am 20.06.1869 erblickte Hugo Haag das Licht der Welt. Vater Balduin Haag ist Modelleur in Hohenberg, die Familie wohnt in Haus Nr. 96. Paten waren Ferdinand Haag aus Lichte und Georg Günther aus Wallendorf.

 

Als Kinder des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag, und seiner Frau Anna geb. Neuberger werden geboren:

14.06.1895: Mathilde Haag, Hugo ist Maler in Hohenberg, .. und Rehau.

14.12.1896: Jakob Haag, Hugo ist Porzellanmaler in Hohenberg, Selb und Rehau.

16.07.1898: Emma Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik.

13.10.1906: Heinrich Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik. Das Wohnhaus der Familie ist die Nr. 96. Als Pate wird Heinrich Haag, Modelleur in Selb benannt.

 

Carolus Magnus Hutschenreuther, auch C. M. Hutschenreuther (* 9. April 1794; † 10. November 1845) war ein deutscher Unternehmer in der Porzellanbranche und Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg an der Eger. Geboren als 15. Kind des Porzellanmalers und Besitzers der Wallendorfer Porzellanmanufaktur Johann Heinrich Hutschenreuther im thüringischen Lichte (Wallendorf), verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Porzellanartikeln wie Pfeifenköpfen, Türkenbechern und Ähnlichem. Das Verkaufsgebiet erstreckte sich bis nach Ostbayern und den böhmischen Bädern.Bei einem Besuch seiner Verwandten, des Oberförsters Ernst Ludwig Reuß und dessen Ehefrau Justina, geb. Böhner, auf der Burg Hohenberg lernte er so deren Tochter Johanna kennen. Als Ortskundiger konnte Oberförster Reuß dem jungen Hutschenreuther, der nicht nur die Kunst des Porzellanmalens vom Vater erlernt hatte, sondern dem auch das Wissen um die Zusammensetzung und Herstellung des „weißen Goldes“ bekannt war, Vorkommen dieser „weißen Erde“ zeigen. Insgeheim führte Hutschenreuther damit Versuche durch. Das vielversprechende Ergebnis führte zu dem Entschluss, dort in Hohenberg selbst Porzellan herzustellen. 

 

1814 stellte ihm Oberförster Reuß Räume in der Burganlage zur Verfügung, in denen er zunächst begann weißes Porzellan zu bemalen. Dann lernte er den vermögenden Gutsbesitzer Christian Paul Aecker aus Seußen kennen. Mit ihm als Teilhaber wollte er eine gemeinsame Porzellanfabrik gründen. Es folgte eine Zeit, in der viele administrative und bürokratische Hindernisse zu überwinden waren. Mehr als sechs Jahre vergingen von beider erster Eingabe am 10. September 1816 mit der „Bitte um Erteilung einer Konzession zur Errichtung einer Porzellanfabrik in Hohenberg“ bis zu deren Genehmigung am 7. November 1822. Einige Jahre später, nachdem Aecker eine eigene Konzession zum Betrieb einer Porzellanfabrik in Schirnding erhielt, trennten sich ihre Wege wieder. In diese Jahre fällt seine Hochzeit mit Johanna Maria Barbara Reuß (22. Dezember 1816) und der Erwerb von Grundstück und Gebäude eines stillgelegten Alaunwerkes „auf der Freundschaft“ in Hohenberg, wo bis heute die Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther steht. Erst die Errichtung eines weiteren Brennofens, der Bau einer größeren Massemühle an der Eger (1841) und die Beschäftigung mehrerer Maler bzw. der Verkauf von weißer Porzellanware an selbständig arbeitende Maler brachten letztlich den entscheidenden finanziellen und auch technischen Durchbruch. Am 10. November 1845 starb Carolus Magnus Hutschenreuther in Hohenberg. Die Fortführung der Firma oblag von da an der Witwe Johanna zusammen mit ihren Söhnen Lorenz und Christian. Die im Jahre 1822 gegründete Porzellanfabrik sollte zur C. M. Hutschenreuther AG Hohenberg aufsteigen, Rezessionen und Wirren zweier Weltkriege überdauern, Weltgeltung erlangen und 1969 mit der 1856 von Lorenz Hutschenreuther in Selb gegründeten Porzellanfabrik zur Hutschenreuther AG Selb verschmelzen.

 

 

  

Die Frage, wo die Malerei der Familie Haag in Lichte denn ihren betrieblichen Standort hatte, habe ich mir als Einheimische natürlich auch gestellt.

 

Wie wir bereits gehört haben, waren die etwa 45 Maler bei dem zur Weltausstellung 1867 angegebenen Gründungsjahr 1847 der Malerei Carl Haag größtenteils außerhalb der Geschäftsräume beschäftigt, so dass der Betrieb nicht eben ein großes Gebäude benötigte.

  

Diese Frage ist eng verknüpft mit der Genealogie der Familie Haag, da nur die Eintragungen in den Geburts-, Heirats- und Sterbebücher mir bisher Anhaltspunkte dafür liefern konnten.

Aus den Geburtseinträgen für die Kinder von Johann Jakob Heinrich Haag geht Folgendes hervor:

 

Bei den Geburten in den Jahren 1797 bis 1806 wird J.J.H. Haag stets als Maler in Lichte bezeichnet. Demzufolge muss die Familie in dieser Zeit in Lichte gewohnt haben.

 

Bei der Geburt des Sohnes Friedrich Loui im Jahre 1808 wird J.J.H. Haag das erste Mal als Kunstmahler, Fabrikant und Einwohner im Ascherbach bezeichnet. Als einziger Pate bei der Geburt wird der älteste Sohn von J.J.H. Haag, Maximilian Florentin Friedrich Haag, benannt, der zu dieser Zeit bereits 16-18 Jahre alt gewesen sein muss, denn er wird auch als Buntmahler bezeichnet und natürlich auch als Einwohner in Ascherbach. Die Familie muss also zwischen 1806 und 1808 von Lichte nach Ascherbach (etwa 1 km - ein Katzensprung) gezogen sein.

 

Nun, da ich noch den Sterbeeintrag von Maximilian Florentin Friedrich Haag finden konnte, bestätigt sich meine Vermutung, er starb am 11.12.1808 im Alter von 18 Jahren, 3 Monaten und 4 Tagen an Auszehrung.

 

"Ascherbach, auch Aschenbach; dieser kleine Ort liegt im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt... Es ist eigentlich ein Wirthshaus, mit einem Nebenhause, also 2 Häuser mit 14 Einwohnern, welche nach Wallendorf gepfarrt und zur Schule gewiesen sind", wie das: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Band 14 aus der Zeit um 18?? verlautbart.

 

Und da es im Ascherbach zu dieser Zeit nur 2 Häuser, nämlich das Wirtshaus und ein Nebengebäude gegeben hat, könnte das oben erwähnte Nebenhaus zum Wirtshaus das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Haag gewesen sein.

 

Die Bezeichnung Fabrikant deutet darauf hin, dass J.J.H. Haag, der 1801 noch in der Porzellanfabrik in Wallendorf als einer der besten Maler bei Stieda erwähnt wird, um 1808 eine eigene Malerei errichtet haben muss und zwar im Ascherbach und wohl gemeinsam mit seinem Sohn. So sieht es also aus, als ob die Anfänge der Malerei Haag schon im Jahre 1808 liegen.

 

Den Online- Einträgen des Thüringenarchiv war Folgendes zu entnehmen.

 

1736, 1771: 4628: Grundstückskauf an der Ascherbachs-Mahlmühle...an den Hammerschmied Johann Heinrich Pfeifer bzw. Kauf eines Feldes in der Nähe der Mühle zu Ascherbach durch den Hammerschmied Hans Heinrich Pfeifer aus Ascherbach (1771).

 

Die ganze Zeit bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem Wirtshaus um das an der Hauptstraße nach Neuhaus liegende Gasthaus "Zum Goldenen Löwen" handelt, das einzige mir bekannte im heutigen Ascherbach, heute ein Ortsteil von Lichte.

 

Meine Mutter hat mich jedoch auf eine neue Spur gebracht, die in direktem Zusammenhang mit der folgenden Entdeckung stand, auf die ich vor ein paar Tagen gestoßen bin:

 

"die Haags-Mühle".

 

Den Eigentümer eines Hauses in Lichte, im heutigen Ortsteil Waschdorf, wollte ich schon lange einmal befragen über die Geschichte des Hauses, weil dieses, wie mein Vater zu berichten wußte, zum Bestand der Heubachschen Häuser gehörte und ich ja davon ausgegangen war, das die Firma Heubach die Malerei Haag um 1900 übernommen haben könnte.

 

Also habe ich mir Mut gemacht und den Eigentümer, Herrn Dieter Hähnlein und seine Frau, dieser Tage angerufen. Seines Wissens lag das Haus schon immer im Waschdorf und nicht im Ascherbach, sagte er mir. Aber ja, es stimmte, das Haus gehörte zur Firma Heubach. In der zweiten Etage war, wie auch mein Vater sich noch erinnern konnte, der Kindergarten der Firma Heubach untergebracht, nicht gerade beliebt bei den Kindern, die gerne zu Hause bei den Müttern geblieben wären. Und es gab auch ein Nebengebäude, eine Art Wohnheim für die auswärtigen Fabrikarbeiter. Und dann könne er mir noch berichten, dass früher auch ein Brennhaus auf dem Gelände stand. Aber ganz früher, da war es eine Mühle, von der es auch ein Foto gibt...

 

Das Foto von der Haag's Mühle sehen Sie am Anfang der Seite. Es ist das Gebäude im Vordergrund mit vorgelagertem/dahinterliegendem Teich. Von diesem Foto hat ein Maler ein großformatiges Bild gemalt (Federzeichnung) und was meinen Sie was darauf mittig geschrieben steht: 

Haag's Mühle 1866. 

 

Bei Ausgrabungsarbeiten ist Familie Hähnlein auch tatsächlich auf den Mühlstein gestoßen, der noch heute am Rande der Straße besichtigt werden kann. Auch die Grundmauern traten zu Tage, die bei den Bausachverständigen Anlass zum Staunen gaben, die dann allerdings wieder zugeschüttet wurden.

 

II.

 

Und nun die Spur, auf die mich meine Mutter gebracht hat. Ja, sagte sie so, und an dem Haus von Herrn Hähnlein vorbei, da führt ein Weg zu einem Haus, nur 20 Meter entfernt: das war früher mal ein Wirtshaus und es war ihrer Ansicht nach älter als das Zum Goldenen Löwen. Auf diese Weise habe ich nun ein weiteres Wirtshaus im Ascherbach gefunden.

  

Da mein Vater die letzten Inhaber dieses Wirtshauses (genannt "Beim Lipp") nicht kannte, habe ich nochmal bei Herrn Hähnlein nachgefragt, dem zunächst nur folgender Spruch einfiel, der mir nicht unbekannt war und im Ort als Synonym für den Ausspruch "Schickt der Herr den Jockel aus..." gilt:

 

"Die Martha soll's der Thekla sah (sagen), es wär äh (ein) feiner Herre (Herr) da, se (sie) soll eh (eine) Flasche Bier rauf trah (tragen)."

 

Und dann kam auch die Erinnerung wieder. Das Wirtshaus wurde zuletzt von den Geschwistern Thekla, Martha und Otto Pfeifer geführt. Und das war genau der Name, der noch zu meinem Puzzle gefehlt hat. 

 

Wieder einmal zu Besuch bei meinem Vater habe ich noch Folgendes erfahren: Nachdem das Gasthaus nicht mehr vom Familie Pfeifer geführt wurde, waren Max Röhrig aus Schmalenbuche und seine Frau Martha geb. Greiner/Nixer die Inhaber. Zu dieser Zeit hieß es: 

"Gasthaus Ascherbach". 

 

III.

 

Inzwischen habe ich erfahren, dass es noch ein Gasthaus im Ascherbach gab, das Gasthaus "Zum Deutschen Herold", es lag direkt am Ortseingang von Lichte aus Neuhaus kommend auf der rechten Seite. Dieses soll von dem Sohn des Inhabers des Gasthauses zum Goldenen Löwen, von Georg Pfeiffer, geführt worden sein:

 

1823-1834: 1887: Konzessionserteilung an den Gastwirt Georg Pfeifer in Ascherbach.

 

Da ich im Adressbuch der keramischen Industrie ab 1906 folgende Firma gefunden habe:

 

Pfeifer, Milius, Porzellan-, Glas- und Emailmalerei...Ascherbach bei Wallendorf ...Fein bemalte Porzellanplatten, Broschen, Tassen Schalen, Pfeifenköpfe, Manschettenknöpfe etc...

 

könnte ich mir vorstellen, dass Milius Pfeiffer, ggf. ein Sohn des Georg Pfeiffer, dort in dem Nebenhause zum Wirtshaus ein derartiges Gewerbe betrieben hat.

 

Dieses Wirtshaus  "Zum Deutschen Herold" wurde von Ernst Schmidt, "dem Ruuten" (Roten) übernommen, der dort später eine Glaswarenfabrik betrieben hat. 

 

Und nun Angaben zu den Pfeifers:

 

Albert Pfeifer, geb. 1819, verst. am 22.10.1865 im Alter von 46 Jahren, d.h. er wurde in der Nähe von Ascherbach erhängt aufgefunden, war Porzellanmaler und Schultheiß in Lichte und Ascherbach.

 

Christoph Pfeifer, Porzellandreher in Lichte, verst. am 11.7.1869 im Alter von 53 Jahren.

 

Heinrich Pfeifer, Porzellandreher Ascherbach, verst. 1.3.1858 mit 79 Jahren, geb. 31.10.1778.

1. Sohn des Heinrich Pfeifer, Porzellandreher: Friedrich Christian Carl Pfeifer, Porzellanmaler zu Lichte, heiratet 1859 Frau Koehler. 

 

Maler Carl Ernst Mylius Pfeifer zu Lichte, Sohn des Porzellanmalers Fritz Pfeifer, Lichte heiratet 1876 Frau Dressel.

 

Witwer Magnus Pfeifer, Porzellanmaler zu Ascherbach heiratet 1863 Frau Liebmann.

 

Und nun noch weitere Ansichten vom Standort der Haag's Mühle. 

  

Die Gebäude vis á vis an der Straße gehören übrigens zum Standort der Porzellanfabrik Heubach.

 

Aus den nachfolgenden Fundstellen geht hervor, dass im Jahre 1864 das Gasthaus zum Goldenen Löwen die Hausnummer 75, die Ascherbacher Massenmühle (am Gründle Wasser) vorn an der Hauptstraße/Kreuzweg zum Ascherbach (heute Waschdorfstraße) die Hausnummer 80 und der Pfeiffersche Gasthof die Hausnummer 82 hatten - die Heubachsvilla hatte die Hausnummer 76.

 

Heute stelle ich noch einen Artikel aus nachstehender Quelle über unangenehme Geschehnisse im Pfeifferschen Gasthaus in Ascherbach ein, der insofern aussagekräftig ist, wer im Jahre 1821 in Lichte/Wallendorf das Sagen hatte.

Die 19jährige Dienstmagd des Georg Schindl, Johanna Christiana Praeschuld  - sicher Pröschold - , wurde im  Januar 1821 in dem Pfeifferschen Gasthaus in Ascherbach (heute ein Ortsteil von Neuhaus am Rennweg) vergewaltigt. Der Akt enthält unter anderem Protokolle über die Aussagen der Magd und der beteiligten Männer, gezeichnet vom Amtsschulzen Johann Christoph Horn, ein Leumundszeugnis des Pfarrers Johann Jakob Korn für den Gastwirt, die Abschrift eines Briefes an das Fürstliche Amt Schwarzburg und das Konzept eines Briefes an den Hochfürstlichen Justitiar König. In diesem Schreiben heißt es etwa, daß die Dienstmagd "durch das schändliche unsittliche Betragen die fürchterlichsten Mißhandlungen habe erfahren müßen und wirklich in Gefahr stehe daran zu sterben"...