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gegründet im Mai 1974 von ehemaligen Studenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee in der früheren Wassermühle und Ausflugsgaststätte "Schaddelmühle" bei Grimma.
Und nun, liebe Leser, habe ich auch erfahren, wer zu dieser Künstlergemeinschaft gehörte: Horst Skorupa, Astrid Dannegger, Regina Junge, anfänglich auch Sigrid Huß und später noch weitere Künstler.
Ihnen wurde es nach eigener Aussage über das Kulturministerium ermöglicht, für 2-3 Monate im Jahr die Fertigungsstätten der Porzellanfabrik Wallendorf in Lichte zu nutzen. Diese Zusammenarbeit sollte zum Vorteil für beide Seiten gereichen. Ganz einfach war das Zusammenwirken im Rückblick gefühlsmäßig wohl nicht, die Künstler sahen sich schon eher nur geduldet, wie ich erfuhr. Motive und Vorbilder aus der griechischen Mythologie waren nach Rückblick von Gerhard Nußmann das Hauptthema ihrer Arbeiten. "Sie versuchten ihre Entwürfe in Porzellan umzusetzen, was ihnen nicht immer gelang".
In dem Buch über das Künstlerhaus Schaddelmühle "1974 bis 2014 - Geschichte einer Vision" heißt es auf Seite 37:
"Anfang der 70er Jahre finden außerdem gemeinsame Arbeitsaufenthalte von Junge, Dannegger und Skorupa im traditionsreichen und renommierten Porzellanwerk Wallendorf-Lichte statt...
Die künstlerische Gestaltung eines Interpretenpreises für Unterhaltungsmusik ist einer ihrer ersten großen Erfolge, denen sich weitere anschließen werden. Ursprünglich waren Regina Junge und Astrid Dannegger mit dieser Aufgabe betraut worden. In die Umsetzung dieses Auftrages beziehen sie jedoch auch Horst Skorupa mit ein, der sie nach Lichte begleitet hatte. Die drei fassen dann dort den Entschluss, den Entwurf von Skorupa einzureichen, da sie ihn für den gelungensten halten.
In dieser Zeit entsteht auch der Wunsch nach eigenen Ateliers und Wohnmöglichkeiten." Es kommt in der Folge zum Kauf der "Schaddelmühle".
Der Interpretenpreis war, wie ich erfuhr, ein Preis für Frank Schöbel, etwas mit einem Schmetterling.
Ich werde versuchen, noch mehr darüber zu erfahren und Ihnen noch weitere als die nachfolgenden Werke vorzustellen, die aus dieser Zusammenarbeit der Jahre 1970-1980 hervorgegangen sind.
Stangenvasen, 1978, gegossen teilweise geritzt, glasiert, mit Lösungsfarben bemalt
In einer Broschüre über Horst Skorupa, wohl aus dem Jahre 1978 ist über seine Arbeit in Lichte (Wallendorf) Folgendes zu lesen:
"Zunächst fällt auf, daß gegenwärtig die Keramik offensichtlich im Mittelpunkt seines Interesses steht und Porzellan eine Sekundärposition einnimmt. Erklärbar wird diese Beobachtung scheinbar ganz einfach durch die Tatsache, daß Arbeit mit Porzellanmasse immer entscheidend an eine Manufaktur gebunden ist. Für ihn liegt diese weit entfernt, in Lichte, und es bedarf wochenlanger Aufenthalte am Ort, um überhaupt Ergebnisse vorweisen zu können. Im letzten Jahr unternahm er den Versuch, diesen Nachteil eines langen Fernseins von seiner eigentlichen Werkstatt wenigstens teilweise dadurch aufzuheben, daß er eine größere Anzahl seiner Porzellangefäße in der Manufaktur nicht mehr vollendete, sondern nur die Unterglasurdekorationen und den Glasurbrand dort ausführte, die krönende Aufglasurbemalung und deren Einbrennen nach Schaddel verlegte. Seine keramischen Arbeiten erlauben noch eine andere mögliche Erklärung der Bevorzugung von Töpfertonen: alle technischen Elemente, die die besonderen Reize seiner Porzellane entscheidend bewirken, wie Ritzdekoration, Unterglasurbemalung, die Kombination von plastischem und gemaltem Schmuckwerk, Färbung des Schärbens u.a. erwiesen sich als nicht an das Porzellan gebunden, sondern waren auf das Arbeiten mit Tonen übertragbar. Damit zerbrach eine jahrelang gehegte Vorstellung, fast ein Vorurteil, daß nämlich die künstlerischen Ideen von Horst Skorupa wesentlich an das Porzellan gebunden seien. Dabei war die eigentliche Ursache für das Entstehen der Vielfalt von Porzellanen in den zurückliegenden Jahren rein materieller Natur, das Fehlen einer eigenen keramischen Werkstatt und die Unmöglichkeit, im gestalterischen Umgang mit Tonen, Engoben, Farben und Glasuren eigene Erfahrungen zu sammeln."
Der o.g. Broschüre sind die folgenden in Porzellan gefertigten Werke von Horst Skorupa entnommen:
1. Vierseitige Deckeldose mit blühenden Winden. Porzellan und Malerei mit Lösungsfarben, 1978,
2. Adonis und der Eber. Porzellanplatte mit eingefärbter Ritzzeichnung, 1978,
3. Kugelvase mit Lösungsfarben bemalt, 1977,
4. Narr im Frühling. Porzellanplatte mit teilweiser eingefärbter Ritzzeichnung und Malerei in Lösungsfarben, 1978.
Bei der nachstehenden Vase versuche ich noch herauszufinden, ob diese von Horst Skorupa bemalt wurde.
Sitzende Katze, 1976
Regina Junge wurde 1939 in Großbothen bei Grimma geboren. Sie lernte Karamikmalerei in Colditz, studierte vier Jahre an der Fachschule für angewandte Kunst in Sonneberg und dann an der Kunsthochschule Berlin bei den Professoren Henze, Kaiser und Mohr. Seit 1967 ist sie freischaffend, 1974 gründete sie mit anderen die Künstlergemeinschaft Schaddelmühle.
Kentaur und Reiterin, um 1975
Derzeit ausgestellt im Angermuseum Erfurt
Die nachfolgenden beiden Vasen wurden von den Verkäufern dem Künstlerkollektiv Schaddelmühle zugeordnet und so habe ich sie auch erworben. Ein Nachweis dafür habe ich bisher nicht gefunden.
Beide Vasen sind jedenfalls vom gleichen Künstler mit der Signatur "JR oder IK". Wer sich dahinter verbergen könnte ist unklar, da ja bekanntlich nur Astrid Dannegger, Regina Junge und Horst Skorupa in Wallendorf gewesen sein sollen. Da Regina Junge mit JR signiert hat, könnte das IK auch ein JR sein.
Die Vasen tragen die Modellnummern 2239 und 2246 und sind nur innen glasiert. Das Dekor ist eingeritzt und eingefärbt gearbeitet; der obere Rand ist uneben.
Die neu erworbene Vase ist insofern von Bedeutung , dass auf dem Boden der Vase ein Klebeschild mit der Modellnummer 2239 und der Bezeichnung " Männerkopf weiß " aufgebracht war. Wie ich vermutet hatte, befand sich unter dem Klebeschild noch die Signatur.
Liebe Leser,
wieder einmal habe ich mich auf Spurensuche begeben und es ist mir gelungen, tatsächlich noch ein Original der Wochenpost Nr. 43 vom 20. Oktober 1978, 25. Jahrgang, zu finden, die auf Seite 15 den vorstehenden und im vollen Wortlaut nachstehenden Artikel präsentiert.
Der Artikel "Junges Porzellan" ist ein Loblied auf die Keramiken und Porzellane von Regina Junge.
Ob die neueren Porzellane, bei denen der Humor mitunter auch satirische Zuge trägt, in der Wallendorfer Porzellanfabrik hergestellt wurden, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, was mich jedoch nicht daran hindert, trotzdem nachfolgend kurz darüber zu berichten und zwar:
- von einer keramischen Wandgestaltung am Modezentrum in der Berliner Rathausstraße "Berliner Humor" mit dem Strammen Max, der flinken Jette und dem Eckensteher Nante, volkstümlich und witzig dargestellt;
- einer Ausstellung am Magdeburger Kloster "Unser lieben Frauen" unten im Keller in der Unteren Tonne;
- von Keramiken und Porzellanen so bunt und vielgestaltig wie eine Frühlingswiese.
Wenn Sei bei Barnebys Auktionen Regina Junge eingeben, können Sie einige dieser schönen Stücke bewundern. Die dort gezeigten Zylindervasen sind in der Art der vorstehenden Wallendorfer Vasen.