Erste Sonneberger Porzellanfabrik

               Porzellan - Geschichte(n)

 

Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin

 de  K o g e n 's  Sylvia,

mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.


Erste Sonneberger Porzellanfabrik    -          Wilhelm Straßburger & Co.

  

Liebe Leser,

 

wieder einmal auf Spurensuche unterwegs, diesmal nach der Herkunft eines Medaillons aus dem Sonneberger Raum zaubere ich wieder etwas Licht und Sonne an den Porzellanhimmel über Thüringen.

 

Gestoßen bin ich auf den Artikel des Herrn Adolf Häusele aus dem Jahre 1962, den dieser über die Erste Sonneberger Porzellanfabrik verfasst und dem Spielzeugmuseum Sonneberg überlassen hat. Und zwar über eine Porzellanfabrik, die den Wenigsten bekannt sein dürfte und über die im Internet nicht berichtet wird:

 

die Firma "Wilhelm Straßburger & Co." in Sonneberg.

 

So ist es mir eine Ehre und ein Bedürfnis zugleich, Ihnen die wenigen Erkenntnisse darüber hier zum Besten zu geben:

 

Die Porzellanfabrik Wilhelm Straßburger & Co. wurde am 01.01.1860 von Wilhelm Straßburger (geb. am 25.02.1832 in Sonneberg - verstorben in Coburg) und dessen Bruder Oskar Straßburger (29.01.1829 - 28.10.1887), beides Enkelsöhne des  Papierfabrikanten Johann Friedrich Müller in Sonneberg, gegründet. Hauptmodelleur der Firma war Peter Greuling. Der Tochter des Letzteren, Julie Schumann geb. Greuling, Gattin des Buchbindermeisters Schumann in Sonneberg, verdankte der damalige Pfleger der Porzellansammlung des Spielzeugmuseums Sonneberg, Herr P. Kuntze, den Hinweis auf die Existenz der Porzellanfabrik.

 

Auch zwei Porzellanstücke aus der Fabrik wurde Herrn Kuntze für die Sammlung übergeben. Das eine Stück von Julie Schumann geb. Greuling - ein Krug von 26 cm Höhe, der von außen in Biskuit ausgeführt und nur innen glasiert war. Die Außenwand des Gefäßes ist reliefartig mit Blätterranken verziert, aus denen ein bärtiges Männergesicht hervortritt. Der Henkel des Kruges ist reich verziert und mit einem Widderkopf geschmückt. Ein weiteres Porzellanstück, ein Becher, wurde Herrn Kuntze von einer anderen Dame übergeben. Er soll von edler Form und Dekoration gewesen sein, mit einem umlaufenden Spiralband von farbig getönten Blütenformen.

 

Zur Errichtung der erforderlichen Fabrikanlagen hatte Wilhelm Straßburger im Jahre 1858 zusammen mit seiner Mutter Julie Straßburger geb. Müller (Tochter des berühmten "Fabrikmüller" - Spielwarenfabrik Müller und Straßburger) zwei Grundstücke erworben; in der Bettelhecker Straße Nr. 18 (am sogenannten Kuhrangen) für die Errichtung des Brennofens und auf der gegenüberliegenden Seite der Straße zum Bau eines Hauses als Kontor, Modellierstube und Lagerraum, das später dicht mit Efeu bewachsene sogenannte "Hexenhäuschen". 

 

Die Porzellanfabrik erhielt, wie es heißt, hauptsächlich Aufträge aus Nordamerika. Hergestellt wurden Gebrauchsporzellan, Bier- und Weinkrüge sowie Becher, Vasen, Prunkgefäße und Farbkastenschälchen.

 

Die Geschäfte sollen in den ersten Jahren sehr gut gelaufen sein. Ca. 60 Arbeiter waren, wie es heißt, teilweise in Heimarbeit, in der Porzellanfabrik Wilhelm Straßburger & Co. in Sonneberg beschäftigt. Im Jahre 1861 wurde daher auf dem dafür erworbenen Nachbargrundstück ein zweiter Brennofen mit hohem Schlot angebaut.

 

Als die Aufträge aus den USA wegen des dort ausgebrochenen Bürgerkrieges ausblieben, musste die Firma 1864 Konkurs anmelden. Die Brennöfen wurden jedoch auch danach noch von ortsansässigen Firmen genutzt.

 

Mehr über die Firma und darüber, von welchen Firmen und Familien die dazugehörigen Gebäude später genutzt wurden, erfahren Sie in dem Artikel des Herrn P. Kuntze, Pfleger der Porzellansammlung des Museums in Sonneberg, aus dem Jahre 1937.

 

Der Schriftsatz von Herrn Adolf Häusele basiert auf dem Artikel des Herrn P. Kuntze aus dem Jahre 1937 und wurde hernach von diesem noch ergänzt, insbesondere um die Lebensdaten  der darin benannten Personen.

 

Den Artikel des Herrn Kuntze und den Schriftsatz des Herrn Adolf Häusele (1880-1966), Restaurator und Kurator am Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg,  können Sie in der Bibliothek des Spielzeugmuseums Sonneberg zur Einsicht  erhalten.

 

Die Sichtung und Bereitstellung des Materials verdanken wir dem Schwiegersohn von

Adolf Häusele. Dieser hat sich auch auf die Suche nach dem Verbleib der beiden Porzellanstücke gemacht. Im Spielzeugmuseum in Sonneberg sind sie nicht verblieben; die Sammlung wurde nach und nach aufgelöst und die Porzellane in umliegende Museen, so auch in das Eisfelder Museum gegeben. Und dort konnten die beiden Porzellane der ersten Sonneberger Fabrik tatsächlich ausfindig gemacht werden. Wenn die Stücke nach der Renovierung des Museums wieder aus den Kisten zum Vorschein kommen, werde ich sie Ihnen dank des Einsatzes von Herrn Barth aus Sonneberg präsentieren. Sie können gespannt sein, so wie wir es jedenfalls schon sind.

 

Ihre Porzellan-Sonne