Porzellan - Geschichte(n)
Da bin ich wieder für Sie, Ihre Porzellan-Reporterin
de K o g e n 's Sylvia,
mit meinen Geschichten rund um's Porzellan.
Haag-Hype oder Hommage für den Modelleur und Fotografen Balduin Haag
Die Einen nennen es amüsiert oder auch in liebevoller Art "Haag-Hype" und wundern sich, selbst noch nicht auf diese Idee gekommen, warum den Anderen auf einmal nichts wichtiger im Leben erscheint, als sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Väter zu begeben.
Doch irgendwann wird jeder in seinem Leben einmal an diesem Punkt ankommen, wo er mehr über sein Vorfahren wissen möchte. Sei es um herauszufinden, wer er ist oder wer er nicht geworden ist im Leben, warum er an seinem Geburtsort hängengeblieben ist oder es ihn woandershin verschlagen hat. Oder einfach nur, weil ihm die Zeugnisse der Geschichte auf wundersame Weise zu einem Zeitpunkt in die Hände gelangt sind, zu dem er sie nicht mehr weglegen konnte.
So haben sich zwei Menschen getrennt voneinander auf die Suche nach den Spuren der Familie des Johann Jakob Heinrich Haag in Lichte und der Familie seines Enkelsohnes, Balduin Haag in Hohenberg an der Eger gemacht.
Er, ein Nachfahre des Balduin Haag, Michael Zürner aus Hohenberg an der Eger, Sohn der Gerda Zeitler-Zürner, diese Tochter des Adolf Zeitler, dieser Sohn der Mathilde Zeitler geb. Haag, diese Tochter des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag.
Als Kinder des Hugo Haag, jüngster Sohn des Balduin Haag, und seiner Frau Anna geb. Neuberger werden geboren:
14.06.1895: Mathilde Haag, Hugo ist Maler in Hohenberg, .. und Rehau.
14.12.1896: Jakob Haag, Hugo ist Porzellanmaler in Hohenberg, Selb und Rehau.
16.07.1898: Emma Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik.
13.10.1906: Heinrich Haag, Hugo ist Graveur in der Fabrik. Das Wohnhaus der Familie ist die Nr. 96. Als Pate wird Heinrich Haag, Modelleur in Selb benannt.
Und Sie, Erben- und Porzellanforscherin, Tochter der Porzellinerfamilie Koge in dem Orte Lichte/Wallendorf in Thüringen, in dem die Porzellinerfamilie des Johann Jakob Heinrich Haag ihren Ursprung hatte.
Friedrich Haag, einer der Stammhalter des Johann Jakob Heinrich Haag war Porzellanmaler und Fotograf, wurde bei der Trauung seines 1. Sohnes im Jahre 1857 auch "Fritz" genannt. Und dieser 1. Sohn war niemand Anderes als
Balduin Haag,
der in Hohenberg an der Eger als Modelleur und Fotograf bekannt wurde. Dort hat er im August 1857 Margarete Marie Wagner, die Tochter des Porzellandrehers Georg Wagner, geheiratet.
Und noch etwas hatte sie dank Internet in Erfahrung gebracht. Es existierte ein Schriftstück aus dem Jahre 1855, das in einem Hohenberger Privathaus gefunden wurde, der Arbeitsvertrag zwischen dem Modelleur Balduin Haag und der Porzellanfabrik C.M. Hutschenreuther in Hohenberg an der Eger, den sie in ihre Webseite aufnahm und der ihr Schicksal bestimmen sollte. Sie erfuhr auch, dass Balduin Haag bei C.M. Hutschenreuther die früher sehr beliebten Lithophanien (Lichtbilder) aus Porzellan fertigte und dass er darüber hinaus der erste Fotograf der Gegend war. Seine Kamera transportierte er wegen der Schwere auf einem mit zwei Ziegen bespannten Wagen, wie es hieß.
Zwischen der Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther hier und dem Modelleur und Maler Herrn Balduin Haag aus Lichte in Schwarzburg-Rudolstadt kam heute nachstehender Contrakt zu Stande.
- die benannte Porzellanfabrik engagiert genannten Herrn Haag als Modelleur für Lichtbilder zu dem monatlichen Salaire von Vierzig Gulden,
- die stipulierte Summe von f 40.— soll, wenn sich die Anstalt mit seinem Fleiß und Leistungen zufrieden gestellt sieht, erhöht werden, darüber behält sich jedoch die Fabrik ihre eigenen Bestimmungen ausdrücklich vor,
- die Zeit, in welcher sich Herr Haag für die Fabrik zu beschäftigen hat, ist in den Wintermonaten von Morgens bis Abends, so lange man sehen kann; in jenen Monaten aber, wo die Tage sich verlängern, von Morgens sechs Uhr bis Abends sieben Uhr, mit einer Mittagszeit von einer Stunde festgesetzt,
- Herr Haag verpflichtet sich auf sein Gewissen und Ehrenwort, keinen Missbrauch von den angefertigten Modellen, sei es mit wem es wolle, ob es der Fabrik zum Nachteil gereiche oder nicht, treiben oder verüben zu wollen und begibt sich genannter Herr Haag für einen jeden solchen Fall, wenn er ihm nachgewiesen werden kann, nicht nur in eine Conventionalstrafe von Fünfzig Gulden, sondern es soll der Fabrik noch außerdem freistehen, gerichtliche Verfolgungen gegen ihn anzustellen,
- die Kündigung dieses Contrakts soll zwei volle Monate vorher geschehen und hört nach Verlauf dieser Frist erst die Verbindlichkeit gegenseitig auf. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass, sollten später sich noch Veruntreuungen des Herrn Haag herausstellen, solche nicht noch eben erwähnte Strafe und Verfolgungen nach sich ziehen können. — Vorstehender Vertrag wurde wohl überlegt und ohne Zwang und Überredung ausgefertigt und beiden Theilen je ein Exemplar zum Gebrauch überlassen und dasselbe laut Unterschrift bestätigt.
An dieser Stelle endete die Geschichte auf ihrer Webseite "lichteramporzellanhimmel" und an dieser Stelle begann seine Geschichte auf seiner Webseite www.mizter-photo.com, die sie durch Zufall entdeckte. Aber zu weit lagen die Interessen auseinander, er, selbst Hobby-Fotograf, der sich für die Fotografie des Balduin Haag und dessen Kamera begeisterte und sie, die die Erbfolge ergründen wollte und begeistert war, das sie tatsächlich einen der Haags, den Balduin Haag, zu Gesicht bekam und seinen mit Ziegen bespannten Wagen. Wer ihn auch sehen möchte, schaue bitte auf die genannte Webseite des Michael Zürner.
Auch eine von ihr am Heimatort zu Ostern 2016 gefundene Aufnahme der Familie des Balduin Haag aus dem Jahre 1866, aufgenommen in Hohenberg, sicher von dem Vater Friedrich Haag aus Lichte gefertigt, konnte ihn nicht aus der Reserve locken.
Da musste das Schicksal erst noch den Vater des Michael in die Waagschale des Lebens werfen, um die Verbindung zwischen Ost und West, Nord und Süd zu knüpfen. Ein Gleichaltriger, auch einer von "zwischen den Zeiten", ein liebevoller Balduin-Hype-Vertreter, Johannes Zürner. Dank seiner Unterstützung und mit Zustimmung seines Sohnes Michael geht es mit der Erforschung der Familie Haag nun auf ihrer/meiner Webseite weiter.
Da wären erst einmal die Namen der Kinder von Balduin Haag, die auf dem Foto zu sehen sind: Heinrich Haag, Agatha Haag, Bianka Haag, Mathilde Haag, Margaretha Haag und Friedrich Haag sowie die später geborenen Kinder Elise Haag und Hugo Haag. Alle haben mit ihren Geburtsdaten in meinen Stammbaum des Johannn Jakob Heinrich Haag Aufnahme gefunden. Nachfolgend sind deren Geburtsdaten und die bei der Geburt anwesenden Paten, bei denen auch Mitglieder der Familie Haag auftauchen, von der Familie Zeitler-Zürner überliefert, aufgeführt.
Wie aus dem nachfolgenden Heimatschein hervorgeht, bekam die Familie des Balduin Haag erst im Jahre 1868 das Heimatrecht für Hohenberg als bereits sechs der Kinder geboren waren. Im Jahre 1866 kam noch der Sohn Fritz Haag in Hohenberg zur Welt, wozu als Pate Carl Haag aus Lichte angereist war. 1867 wurde Elise Haag geboren. Als jüngster Sohn des Balduin kam am 20.06.1869 Hugo Haag zur Welt. Zu dieser Geburt war der Pate Ferdinand Haag aus Lichte gekommen. Über Hugo Haag gibt es in meinem neuen Blog weitere Informationen.
Balduin Haag war, wie ich Ihnen bereits berichtet habe, neben seiner Tätigkeit als Modelleur in der Porzellanfabrik von C.M. Hutschenreuther auch einer der bekanntesten Hobby-Fotografen seiner Zeit und an seinem Orte Hohenberg an der Eger. Und wie wir den nachfolgenden Fotos entnehmen können, die neuerlich aufgetaucht sind, hat er auch musiziert und ist zur Jagd gegangen.
Nachfolgend Nachweise für das von ihm betriebene Foto-Atelier und den Verlag.
In der Mitte eine ganze besondere Porzellanplatte mit Signatur: Balduin Haag gemalt von Oskar Dietrich aus Lichte ohne Bodenmarke von Hutschenreuther, so dass ich einmal davon ausgehe, dass diese Porzellanplatte in der Malerei Haag in Lichte gefertigt wurde.
Wie Sie auf der Webseite www.mizter-photo.com erfahren konnten, ist es ihm, dem Nachfahren von Balduin Haag, dem Hobby-Fotografen Michael Zürner gelungen, die alte Kamera von Balduin Haag wieder in Gang zu bekommen. Alles funktioniert, sowohl die Kamera, als auch die Technik, die alten Glasplatten von Balduin Haag, die im Hause Haag-Zeitler-Zürner die neue Zeit überdauert haben, zu beschichten. Einen kleinen Einblick davon erhalten Sie ja schon auf der vorgenannten Website.
Die Bemühungen um die Bewahrung und Aufarbeitung des fotografischen Nachlasses von Balduin Haag gipfelt nun in einer Ausstellung, die ich Ihnen heute ankündigen darf, nachdem ich selbst auf wundersame Weise gerade erst, aber noch rechtzeitig davon erfahren habe.
Nachfolgend noch das Haus des Balduin Haag in Hohenberg an der Eger gestern und heute und heute mit der Technik von gestern.
Entwicklerschale aus gebranntem und glasiertem Ton mit der Aufschrift Alb Haag Photograph
Im Nachgang noch Beispiele für Lithophanien:
Im Hause Haag-Zeitler-Zürner haben sich noch mindestens 10 weitere Lithophanien-Platten angefunden, die wir später bestimmt noch bewundern dürfen, hier erst einmal eine davon.
Die dann folgende erste Lampe stammt von C.M Hutschenreuther, die zweite Lampe von Schierholz Plaue.
"Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, der froh von ihren Taten, ihrem Leben den Hörer unterhält und, still sich freuend, am Ende einer schönen Kette sich geschlossen sieht"
Sylvia Dietrich geb. Koge